Viper Earthfiler

Anmeldedatum: 12.01.2008 Beiträge: 139
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Verfasst am: 09.02.2008, 15:15 Titel: LAND OF THE BLIND |
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Die Handlung des Films beginnt im Jahr fünf. Über den Ort werden keine Angaben gemacht, irgendein fiktives Land, in dem nach dem Tod des Diktators dessen Sohn die Stelle annimmt. Joe ist Aufseher im Gefängnis. Er bewacht den größten politischen Feind von Diktator Maximilian II. Anfangs lehnt Joe Thorns Denken ab. Doch irgendwann beginnen die Botschaften, die der politische Gefangene an die Wände schreibt, ihn zu beeinflussen. Joe beginnt das Regime von Maximilian II in Frage zu stellen. Würde es dem Volk nach einer Revolution nicht besser gehen?
Um es gleich vorweg zu sagen: Die schwache Kino-Resonanz dieses Films sagt nichts über seine Qualität, im Gegenteil, dieser Film ist rundherum gelungen und dabei sehr interessant gestrickt, nie langweilig. Dazu trägt ein exzellentes Casting ebenso bei wie der Schnitt (Ferne Pearlstein), eine hervorragende Kamera- und Lichtführung (Manu Kadosh) und eine die Erzählstränge stützende Farbdramaturgie sowie ein toller Gitarren-Score. Der Film bedient sich der Satire, aber auch der ernsthaften Dramatik und greift dabei in die Kiste der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Was als Überzeichnung erscheint, erweist sich als leider wahrhaftig. So entsteht ein skurril-kultiger Mix aus Zitaten, Versatzstücken, Verweisen, Parolen, in die Popmythologie eingegangenen ikonenhaften Bildern aus u.a. Ceauscescu, Kim Jong Il, Mobutu, Pinochet, Pol Pot, Castro und Che Guevara, Maos Kulturrevolution, den Taliban, Khuomeini, Marx sowie Verweisen und Zitaten aus Popkultur, Fernseh- und Kinogeschichte, Werbung - in einer einzigartigen Weise. Es bleibt mir rätselhaft, warum der Film in den Kinos nicht lief und so seine potentiellen Zuschauer gar nicht erst finden konnte.
Thema des Films ist die dauernde Gefährdung des Menschen, von der Macht korrumpiert zu werden. In einem fiktiven Land wird eine Militärjunta südamerikanischer Provenienz abgelöst von dessen politisch minderbemitteltem Sohn Maximilian II (herrlich: Tom Hollander), der eine rechtsgerichtete, vor keiner Brutalität zurückschreckende Operettendiktatur erreichtet. Sein in einer Hochsicherheitsfestung einsitzender Gegenspieler ist der links-intellektuelle Schriftsteller Thorne (Donald Sutherland), der als Kopf einer Guerilla-Bewegung nach dem Muster der RAF gilt. Dessen ständiger Bewacher ist der sich einer eigenen Meinung enthaltende, seine Arbeit korrekt machen wollende Soldat Joe (Ralph Fiennes). Doch im Laufe von drei Jahren ständigen Kontakts mit Thorne, gelangt Joe mehr und mehr zu der Überzeugung, dass dessen Staats-Ideen eine bessere Alternative sein könnten. Joe beteiligt sich maßgeblich am Umsturz. Doch die Freude des Volkes über den Regimewechsel, in dessen Folge er zum Rovolutionshelden stilisiert wird, währt nicht lang. Denn auch der Intellektuelle Thorne duldet keine abweichenden Meinungen. Er errichtet Umerziehungslager, verbietet Universitäten und Schulen, räumt missliebige Intellektuelle aus dem Weg. Joe ist enttäuscht und geht zu Thorne auf Distanz. Er wird festgenommen und in ein Umerziehungslager verbannt. Nach Jahren fällt auch Thorne einem Attentat brauner Rechtsputschisten zum Opfer. In dem neuen Regime machen ehemalige Führungskräfte Maximilians ebenso Karriere wie gewendete Führungskader Thornes. Joe wird in den Hochsicherheitskerker, in dem einst Thorne saß, gesperrt. Ihm wird vorgeworfen, am Attentat auf Maximilian beteiligt gewesen zu sein und außerdem Jahre Thronscher Gehirnwäsche in dessen Umerziehungslagern durchlitten zu haben. So jemand hat leider kein Recht auf Freiheit. Die einzige Filmfigur, die schließlich ihren Überzeugungen und sich selbst treu bleibt, wird von Regimes jeglicher Couleur weggesperrt und aus dem öffentlichen Leben eliminiert. Einziger Hoffnungsschimmer bleibt am Ende, dass Joe diese Geschichte im Gefängnis schreibt, die wir nun als Film sehen auf dass wir unsere eigenen Schlüsse daraus ziehen.
Trailer _________________ V ision
I nspiration
P lanning
E xecution
R esult |
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