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Helvetische Palastrevolution

 
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Solve_et_Coagula
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BeitragVerfasst am: 17.09.2009, 20:37    Titel: Helvetische Palastrevolution Antworten mit Zitat

Helvetische Palastrevolution

DIENSTAG, 15. SEPTEMBER 2009

Ein Jahr ist seit dem Lehman-Kollaps vergangen und alle glaubten, dass sich danach die Finanzwelt verändern wird. Geschehen ist bislang wenig. Den Sonntagsreden sind keine griffigen Massnahmen gefolgt. Ausser in der Schweiz. Hier wird das Schrumpfen der Grossbanken im Interesse der Allgemeinheit offen diskutiert. Zu diesem Zweck verbrüdern sich sogar die extremen Pole der Politik und nennen das Kind beim Namen. Und selbst ein UBS-Oekonom macht mit der Aussage "Wir brauchen mehr Regulierung" auf sich aufmerksam.

Es war ein ungewohntes Bild als der Uhrenkönig Nicolas Hayek umrahmt vom SVP-Urgestein Christoph Blocher und dem SP-Präsidenten Christian Levrat gemeinsam vor die Presse traten und eine Redimensionierung der Grossbanken verlangten. Jahrzehntelang galt in der Politik und bei einer Mehrheit im Volk "Was gut ist für die Banken, ist gut für die Schweiz." Das soll laut dem Trio Infernale jetzt anders werden. Doch die Kommentatoren kommentieren immer noch so, als hätte es die weltweit grössten Rettungsmassnahmen nie gegeben. Populismus hilft nicht weiter, kritisierte die Sonntagszeitung, die Schweiz braucht auch in Zukunft grosse Banken, meldete die NZZ und Wirtschaftsjournalist Beat Kappeler findet, dass das Gerede um einen Bankrott der Schweiz wegen ihrer Abhängigkeit von den Banken ziemlich gedankenlos gewesen sei.

Gedankenlos ist vielmehr, die Aussagen um die Risiken der Grossbanken für die Schweiz als billigen Populismus abzutun. Keiner der Experten hatte vor der Krise gewarnt und mangels Kenntnis des Bankgeschäfts und ihrer Bilanzen, riskanten Derivatpositionen und nachwievor hohem Fremdkapitaleinsatz sind sie auch nicht fähig, die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Das Problem von UBS und CS wie auch aller anderen internationalen Institute ist das zu geringe Aktienkapital. Sorry an alle treuen Leser, dass ich das immer wieder erwähne. Aber auch ein Jahr nach dem Debakel ist es bei vielen Experten und schon gar nicht bei der Oeffentlichkeit angekommen, auf welch dünnem Fundament die Geldhäuser agieren. Deshalb sind sie auch nicht fähig zu erkennen, dass der Lehman-Kollaps nicht die Ursache der Krise, sondern das Resultat von zu viel Leverage in der gesamten Finanzindustrie war. Selbst wenn Lehman damals gerettet worden wäre, hätte der grösste Teil der danach erfolgten Rettungsmassnahmen ausgeführt werden müssen.

Doch es gibt auch besonnene Stimmen wie der UBS-Oekonom Höfert.

Ist es zum Beispiel normal, wenn der US-Häusermarkt fünf bis zehn Jahre lang eine jährliche Preissteigerung von 15 Prozent verzeichnet? Kann man dies nicht auch als Inflation bezeichnen?

Hier liegt der Hase im Pfeffer. Wir hatten über Jahre hingweg eine enorme Inflation durch die von den Zentralbanken initiierte und durch Geschäftsbanken vollzogene Geldschwemme. Nur weil die Inflation sich auf den Immobilien- und Finanzmärkten abspielte, wurde sie von den Oekonomen nicht als Inflation erkannt. Doch Preissteigerung bleibt Preissteigerung, egal ob wir sie als "gut" empfinden wie bei Immobilien oder als "schlecht" wie bei den Nahrungsmitteln.

Mittlerweile haben wir Ökonomen gelernt, dass wir mit unseren Annahmen vorsichtiger sein müssen. Vieles haben wir als Annahmen vorausgesetzt, von dem wir nachher sagten, es ist so. Obwohl das nur eine Annahme war für Modelle, die schön aussehen sollten.

Ich bin mir nicht so sicher, ob das wirklich für alle Oekonomen gilt, aber es ist zumindest ein schöner Gedanke...

Die ganze Risikoabschätzung muss neu überdacht werden. Man hat aber in den letzten Jahrzehnten vermutlich zu viel dereguliert, was sich jetzt als Fehlentwicklung herausstellt.

...während Josef Ackermann bereits seit Monaten vor zu viel Regulierung warnt. Was stimmt denn nun? Tatsächlich wurde vorallem bei den Eigenkapitalvorschriften aus einer einfachen Regel eine Kaskade von undurchsichtigen Vorschriften geschaffen. Wir haben somit zuviel wie zuwenig Regulierung. Genau in diesem Dickicht bewegen sich nun zahlreiche Spindoktoren und machen das Durcheinander komplett. Doch zumindest in der Schweiz geht es voran. Die Finanzmarktaufsicht (Finma) fordert, dass das Aktienkapital 3 Prozent der Bilanzsumme einer Bank ausmacht, in guten Zeiten deutlich mehr. Die SNB geht noch weiter und will, dass sich die Eigenmittelquote in guten Zeiten auf 5 Prozent belaufen muss. Einfach und griffig, doch bislang ist sie mit dieser Massnahme allein auf weltweiter Flur.

Wir müssen uns zur Einsicht durchringen, dass die Selbstregulierung nicht geklappt hat und höhere Aufsichtsinstanzen vorhanden sein müssen.

Die Einsicht kommt spät, aber sie kommt. Allerdings ist der Glaube, dass höhere Aufsichtinstanzen das Problem erkannt hätten, vermessen. Die Abhängigkeiten zwischen Wall Steet und Washington sind noch enger als diejenigen zwischen Paradeplatz und Bern. Was wir brauchen sind Regeln, die jeder versteht, Bilanzen die alle Risiken enthalten, so dass der Aktionär sich selbst ein Bild machen kann.

Um die Schweiz ist mir nicht bange. Das Thema Regulierung wird hier offen diskutiert, und es gibt die einen oder anderen Bestrebungen. Andere Länder mit bedeutenden Finanzplätzen, wie die USA und Grossbritannien, sind noch längst nicht soweit. Ob es dort tatsächlich zu umfassenden Regulierungen kommt, würde ich aus heutiger Sicht mit einem grossen Fragezeichen versehen.

Das ist die bittere Erkenntnis ein Jahr nach Ausbruch der Krise.

Am Ende des Tages kann es also passieren, dass wir uns hierzulande sehr gut regulieren, dass wir uns dadurch aber im internationalen Wettbewerb nicht mehr behaupten können.

Das ist ein Problem für die CS und die UBS, aber nicht für die Schweiz. Falls sich die helvetischen Grossbanken - und nur um diese geht es in der Schweiz beim Thema des Leverage - gesund schrumpfen müssen, dann betrifft das die Vermögensverwaltung nicht. Betroffen davon wären die Investmentbank-Standorte in London und New York. Der Schweizer Finanzplatz als Vermögensverwalter würde dadurch sogar gestärkt.

Hoffentlich geht die Schweiz weiterhin in dieser Frage voran und wartet nicht auf das Ausland...

Nobelpreisträger Stiglitz glaubt nicht, dass die USA bei der Regulierung der Finanzmärkte eine Vorreiterrolle spielen werde: «Es ist empörend, dass wir in den USA so viel Geld ins Bankensystem gepumpt haben, die Regierung aber nur sehr zögerlich tut, was eigentlich zu tun wäre.» Laut Stiglitz verfügt die Regierung Obama nicht über Pläne, die eine Schrumpfung der Bankgiganten vorsehen oder eine Vereinfachung der Struktur.

...und auch Pläne, ein Höchstmass an Leverage einzuführen werden nur diskutiert, aber nicht getroffen. Die "to big to fail" - Banken sind in zahlreichen Ländern sogar noch grösser geworden wie in den USA, Grossbritannien oder Deutschland. Ein Trio Infernale würde auch diesen Ländern gut anstehen.

http://blog.zeitenwende.ch/hansrued....etische-palastrevolution/

Nobelpreisträger Stiglitz stärkt Trio Infernale den Rücken
http://www.tagesanzeiger.ch/wirtsch....en-Ruecken/story/15618795

«Ökonomen haben gelernt, mit Annahmen vorsichtiger zu sein»
http://www.tagesanzeiger.ch/wirtsch....er-zu-sein/story/20318757
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