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Verfasst am: 23.10.2009, 20:32 Titel: Deflation in den USA? Wie soll das möglich sein? |
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Deflation in den USA? Wie soll das möglich sein?
Von Jochen Steffens
Friday, 23. October 2009
Was in den USA in den letzten Jahren passiert ist, erinnert an die Situation in Japan nach 1990, als das Land in eine nachhaltige Deflation abrutschte. Ist eine Deflation in den USA angesichts eines abwertenden Dollars und damit steigender Rohstoffpreise möglich?
Deflation? Wie soll das möglich sein?
Der geneigte Marktbeobachter wird sich fragen, wie eine Deflation in den USA angesichts eines abwertenden Dollars und damit steigender Rohstoffpreise (Stichwort importierte Inflation) zustande kommen sollte. Zudem wirken sich die Ausweitung der Geldmenge, die niedrigen Zinsen, die US-Konjunkturmaßnahmen, die sich ausufernde Staatsverschuldung doch eigentlich alle stark inflationär aus.
Der Vergleich mit Japan
Auf der anderen Seite erinnert das, was in den USA in den letzten Jahren passiert ist, an die Situation in Japan nach 1990, als das Land in eine nachhaltige Deflation abrutschte. Die dortige Ereigniskette ist mit der in den USA vergleichbar. Ein Immobilienexzess und eine dramatische Aktienhausse brachen in sich zusammen. Durch diesen Crash wurde die Deckung der Kredite vernichtet, die den Immobilien- und Aktienboom finanziert haben. Das Bankensystem drohte unter der enormen Last fauler Kredite zusammenzubrechen und wurde durch staatliche Maßnahmen gestützt beziehungsweise künstlich am Leben erhalten.
Niedrige Zinsen und Konjunkturprogramme ohne Wirkung
Auch damals beschlossen die japanische Regierung und die Bank of Japan, durch niedrige Zinsen (bis hin zur Nullzinspolitik) und Konjunkturprogramme die Folgen dieser Krise, die Deflation, zu bekämpfen. Das Überraschende war, dass dies jedoch nicht gelang. Bis dahin ging die Volkswirtschaftslehre davon aus, dass man doch nur die Geldpresse anwerfen müsse, und schon wird eine hübsche Inflation erzeugt.
Entschuldungssog
Was war schief gegangen? Die Folge des Einbruchs der Immobilien und Aktienmärkte war, wie gesagt, dass ungeheure Kreditsummen plötzlich ihre Deckung verloren haben. Damit entstand sozusagen ein Sog, der wie ein schwarzes Loch im Geldsystem wirkte und die Effekte sämtlicher Maßnahmen quasi absorbierte.
Versucht eine Notenbank die Geldmenge anzutreiben, wird sie es zum Beispiel über die Leitzinsen tun. Niedrige Leitzinsen erleichtern den Banken die Kreditaufnahme von der Notenbank. Sie werden also mehr Geld nachfragen. In der Theorie sollten sie dieses Geld in Form von Krediten an Unternehmen und Konsumenten weiterreichen, sonst verdienen sie daran ja nichts. Somit erhöht sich die Geldmenge - normalerweise.
Zurzeit nutzen die Banken die Zentralbankkredite jedoch, um die eigenen Kreditrisiken unter anderem auch durch die Erhöhung der Eigenkapitalquoten abzudecken. Wie man allerdings an den jüngsten Zahlen einiger Großbanken gesehen hat, scheinen diese auch einen nicht unbeachtlichen Teil des Notenbankgeldes dazu zu verwenden, selbst an den Finanzmärkte aktiv zu werden. So wird zurzeit Rendite erwirtschaftet, Rendite, die unbedingt gebraucht wird, um die eigene Haut zu retten.
Dadurch entsteht jedoch ein bedeutendes Problem: Zurzeit kommt nur ein kleiner Teil des Notenbankgeldes dort an, wo es sozusagen Inflation erzeugt: bei den Unternehmen und schlussendlich bei den Konsumenten. Da viele Unternehmen selbst unter der Rezession leiden, brauchen Sie Geld zur refinanzieren. Doch die Banken können sich weitere gefährliche Kredite nicht leisten. So wird verständlich, dass trotz Niedrigzinsen die Kreditvergabe in den USA immer noch stark beeinträchtigt ist und einige Analysten bereits für das Jahr 2010 eine neue Kreditmarktklemme prognostizieren.
Hier gehts weiter:
http://www.mmnews.de/index.php/2009....56/MM-News/Deflation.html |
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