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Böses ist nicht angeboren - es wird gemacht!

 
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Mosaik
Earthfiler


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BeitragVerfasst am: 29.10.2012, 23:31    Titel: Böses ist nicht angeboren - es wird gemacht! Antworten mit Zitat

Wusste nicht recht wohin damit.. falls es hier nicht rein passt bitte einfach verschieben Smile


Wer kennt nicht die Theorie vom Menschen als blutrünstigen Jäger? Wir sind angeblich ausgestattet mit egoistischen Genen und einen ganz natürlichen Aggressionstrieb – schließlich hat doch früher schon stets der Stärkere gewonnen oder etwa nicht?

Ja, auch ich begegne ständig Leuten, die mir voller Überzeugung erzählen, dass wir von Natur aus „das Böse" in uns tragen. Es hätte also keinen Zweck da mit irgendwelchen Erklärungen daherzukommen, denn auch super achtsam, liebe- und respektvoll behandelte Kinder könnten später schließlich auf die schiefe Bahn geraten - es wäre niemand davor gefeit. Aber ist das tatsächlich so?

Fangen wir mal beim Anfang an – dem blutrünstigen Jäger. Woher stammt diese Theorie überhaupt? Robert Andrey (1908-1986), einer der meistgelesensten Buchautoren seiner Zeit, hat damals die Theorie von Raymond Darts Forschungen, über den Vormenschen als Jäger, Räuber und Mörder, aufgegriffen und so diese Meinung erst auf relativ breiter Basis unters Volk gebracht. Das hatte zur Folge, dass sich diese Ansicht sogar innerhalb kürzester Zeit in der ganzen Wissenschaftsszene verbreitet hat und auch heute noch als die populärste Theorie überhaupt gilt. Unbeachtet hingegen blieben leider u.a. die Erkenntnisse des aus Südafrika stammenden Wissenschaftlers Charles Kimberlin Brain, der bei Nachuntersuchungen zeigen konnte, dass unsere von Dart entdeckten Vorfahren nicht Jäger, sondern vielmehr Gejagte gewesen sind. Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Sehr vieles was angeblich zur Untermauerung der These über die natürliche Aggression von uns und unseren Vorfahren (selbst von Schimpansen) dienen sollte, erweist sich bei näherer Betrachtung als heiße Luft (mehr Details dazu finden sich z.B. im weiter unten erwähnten Buch von Joachim Bauer).
Tatsächlich hat der Mensch nach neuesten Erkenntnissen gerade deshalb überlebt, weil er ein phänomenales Kooperationsverhalten entwickelt hat. Sozial gut vernetzte Menschen hatten schon immer eine deutlich höhere Lebenserwartung als andere.

Wie sozial wir wirklich sind, zeigen aktuelle Ergebnisse aus der Neurowissenschaft: Anhand vieler Experimente konnte z.B. belegt werden, dass das menschliche Gehirn nicht nur auf sozialen Zusammenhalt geeicht ist, sondern auch, dass wir einen biologisch verankerten Fairness-Messfühler besitzen. Das bedeutet, im Gehirn (genauer gesagt dem Motivationszentrum - dazu weiter unten mehr) zeigt sich eine deutlich stärkere Reaktion, wenn z.B. ein finanziell besser Gestellter erlebt, dass ein zusätzlich ausgegebener Bonus nicht dem eigenen, sondern dem Konto eines minder Bemittelten zugute kommt. Menschen streben also von Natur aus dazu, dass es ein Mindestmaß an fairer Ressourcenverteilung gibt.

Tomasellos und Untersuchungen anderer Forscher haben darüber hinaus gezeigt, dass bereits 14-18 Monate alte Kleinkinder anderen, die in Schwierigkeiten sind, spontan helfen, so gut sie können. Dabei ist egal ob es sich um Fremde handelt, es eine Belohnung dafür gibt oder nicht. (Tatsächlich vermindern Belohnungen sogar hilfreiches Verhalten! - siehe z.B. auch diesen Artikel hier: http://www.mit-kindern-wachsen.de/f....egen-%E2%80%9Egut-gemacht).

Auch das vielzitierte, aber leider oft falsch verstandene, Milgram-Experiment hat NICHT gezeigt, dass Menschen von Natur aus Böse sind, sondern im Gegenteil: In der erzeugten Drucksituation zeigten alle Versuchspersonen starkes Widerstreben, dem Befehl anderen Schmerzen zuzufügen, Folge zu leisten. Viele hatten nach dem Experiment Nervenzusammenbrüche und es traten Symptome einer posttraumatischen seelischen Störung auf (Krämpfe, Zittern, Schweißausbrüche...). Zahlreiche neurowissenschaftliche Studien belegen ganz eindeutig, dass es einem psychisch gesunden Menschen, welcher nicht unter äußerem Druck steht und von niemandem provoziert wird, zuwider ist anderen Leid zuzufügen, ja er sogar körperlich eindeutig darauf reagiert. Übrigens können sogar bei psychisch kranken Individuen solche Reaktionen auftreten, wie einige von damaligen Nazigrößen dokumentierte Fälle bezeugen. So traten körperliche Beschwerden auf nachdem oder während sie ihre grausamen Verbrechen ausführten (oder sogar vorbereiteten). Das ist so, weil auch der Körper eines Menschen mit einem abgespaltenen Inneren, der sich selbst oder andere in mehr oder weniger großem Maßstab verletzt, in irgendeiner Weise noch gesunde Reaktionen auf sein eigentlich krankes - der menschlichen Natur widerstrebendes – Verhalten zeigen kann.

Was ist nun aber mit dem Aggressionstrieb – kann dieser in irgendeiner Form nachgewiesen oder, im Gegenteil, eindeutig widerlegt werden?
Diese Frage lässt sich ganz klar beantworten: Das einzige neurobiologische System, welches die Macht hat menschliche Verhaltensweisen im Sinne einer Triebhaftigkeit zu verstärken, ist im sogenannten Mittelhirn zu finden - man nennt es auch Motivationssystem. Dieses schüttet bei bestimmten Bedingungen Wohlfühlbotenstoffe aus, die zu Lust, Wohlgefühl und Vitalität führen. Und diese Voraussetzungen haben vorallem mit positiven zwischenmenschlichen Beziehungserfahrungen zu tun! Es werden z.B. keinerlei Botenstoffe ausgeschüttet, wenn jemand aggressives Verhalten zeigt ohne vorher bereits selbst provoziert worden zu sein. Die Aktivierung des Motivationssystems bleibt ebenfalls aus, wenn soziale Akzeptanz und Gerechtigkeit verweigert wird. Auf lange Sicht führt das dazu, dass gesund erhaltene Botenstoffe abfallen, was wiederum psychische und körperliche Erkrankungen verursacht. In massiver Weise ungerecht behandelt zu werden aktiviert sogar das neurobiologische Ekelzentrum. Aus den Fakten, die sich aus der Neurowissenschaft ergeben, lässt sich darüber hinaus noch sagen, dass die Verweigerung von sozialer Akzeptanz und Gerechtigkeit aus Sicht des Gehirns sogar wie körperlicher Schmerz wahrgenommen wird.

Aggression ist in Wirklichkeit, wie die Angst, kein Trieb, sondern ein reaktives Verhalten, d.h. dazu da um äußere, ungünstige Umstände zu bewältigen. Dieses kommunikative Signal soll auf nicht akzeptable soziale (und körperliche) Schmerzen hinweisen und diese in irgendeiner Form beheben. Die meist verbreitete Form von Aggression unter den Menschen ist leider eine verschobene. Dies bedeutet, in jenem Augenblick, indem die Aggression ein gesundes Signal für den Gegenüber gewesen wäre, bleibt die Reaktion aus (aus Angst vor der Autorität, wegen Gehorsam allgemein oder anderen Gründen) und wird unterdrückt. An ganz anderen, ungünstigeren Stellen hingegen lässt man diese aufgestaute Aggression wieder raus – d.h. deutlich verzögert. Wochen, Monate oder sogar erst Jahre später. So werden durch diese Art von Aggression immer die falschen getroffen, die Signale bleiben unverständlich. Ja, sie scheint sogar aus heiterem Himmel zu kommen, ohne ersichtliche Ursache - tatsächlich aber folgt diese völlig logischen Regeln.

Joachim Bauer, der Autor des Buches „Schmerzgrenze – Vom Ursprung alltäglicher und globaler Gewalt" erklärte mal in einem Interview, dass beispielsweise ein Amoklauf an einer Schule nicht als ein Ereignis außerhalb der Naturgesetze betrachtet werden darf. Absolut jeder Tat gehe eine langsame, aber konsequente Entwicklung voraus. Und bleiben wir doch kurz bei den Schulmassakern: Die Recherchen im Buch „Rückkehr ins Kinderseelen-KZ" beweisen in den allermeisten Fällen, dass ein ganz klarer kausaler Zusammenhang zwischen Mobbing und Schulamokläufen besteht. Bastian Bosse (Amokläufer aus Emsdetten - NRW) wurde beispielsweise über Jahre hinweg gemobbt und isoliert – von Mitschülern wurde er u.a. mit glühenden Fahrradschlüsseln misshandelt. Das ist schon was anderes als das, was man damals in den Medien zu hören bekam. Dort blieben die Diskussionen stur an der Oberfläche hängen.

Zum Thema Mobbing möchte ich auch folgende Denkanstöße aus dem Unerzogen-Magazin (Ausgabe 3/12) nicht verschweigen. Der Begriff „Mobbing" stammt doch tatsächlich ursprünglich aus der Tierwelt. Konrad Lorenz hat es als Verteidigungsverhalten vieler Vogelarten beschrieben, wenn diese gemeinsam als Gruppe durch Scheinangriffe oder Alarmrufe einen Fressfeind, bedrohliche Artgenossen u.ä. in die Flucht schlagen wollen. Mobbing stellt also in seiner eigentlichen Bedeutung ein sinnvolles Verhalten dar, durch welches eine Lösungsstrategie in Notsituationen gefunden werden sollte. Ist dann nicht auch naheliegend, dass Menschen, wenn sie sich in ihrer Würde, Freiheit, Integrität, Selbstbestimmung und ihrem Selbstvertrauen bedroht fühlen, in diesen Notfallmodus schalten bzw. eben auf eine an sich kranke Umgebung durchaus mit entsprechenden Signalen reagieren?

Immerhin lässt sich auch sehr schlüssig belegen, dass die meisten Gemeinschaften, in denen wir heutzutage einen Großteil unserer Zeit verbringen müssen, in Wirklichkeit Mangelgruppen sind – d.h. gekennzeichnet durch einen Mangel an Zuneigung und Anerkennung. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Mobbing in Mangelgruppen wie Schule oder Arbeit kein Fehler im System darstellt, sondern erst durch diese Strukturen hervorgebracht, ja geradezu gezüchtet wird. Denn gerade weil es in unserer Gesellschaft hauptsächlich um Konkurrenz geht, der einzelne aggressive Taktiken auffahren muss, um andere auszustechen, jeder entbehrlich ist – Schwäche und Andersartigkeit also lediglich Angriffspunkte und keine Stärken darstellen - kann Mobbing nur die logische Konsequenz sein. Solange sich also die Gruppenstrukturen, in denen Menschen einen Großteil ihrer Zeit verbringen (müssen) nicht ändern, wird sich auch dieses Problem nie beheben lassen. Es bleibt – wie in vielen anderen Bereichen auch – nur am herumdoktorn von Symptomen. Dabei sind fehlende Zugehörigkeit und Zurückweisung durch andere Menschen nach den jetzigen Erkenntnissen die stärksten und wichtigsten Aggressionsauslöser die es gibt.
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"Wie steht es also mit Terroranschlägen, Genoziden wie in Ruanda, in Jugoslawien und an so vielen anderen Orten jetzt in der Welt? Können wir uns vorstellen, dass Menschen sich in die Luft sprengen wollen, die in der Kindheit geliebt, beschützt und respektiert wurden? Ich kann mich nicht damit abfinden, dass man diese Menschen, die tatsächlich zu grausamen Taten fähig sind, als Ausgeburten eines abstrakten Bösen darstellt und sich weigert, die Wurzeln ihres Zerstörungszwangs in ihrer Geschichte zu suchen. Diese lassen sich nämlich ohne weiteres entdecken, wenn wir uns nicht nur über die Verbrechen des Erwachsenen, sondern auch über die in seiner Kindheit erlittene Folter entsetzen. Da gehen alle Rätsel auf. Dann stellen wir fest, dass es keinen einzigen Serien- oder Massenmörder gibt, der nicht als Kind Opfer von zahlreichen Demütigungen und seelischen Morden war." (Alice Miller) http://www.alice-miller.com/artikel....=de&nid=23&grp=11


Zuletzt bearbeitet von Mosaik am 30.10.2012, 02:40, insgesamt einmal bearbeitet
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Mosaik
Earthfiler


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BeitragVerfasst am: 30.10.2012, 01:47    Titel: Antworten mit Zitat

Selbst die größten Verbrechen kommen nicht aus heiterem Himmel, wie beispielsweise eine empirische Untersuchung, die auf Gesprächen mit über vierhundert Zeitzeugen aus der NS-Zeit beruht, zeigen konnte: Tatsächlich war der einzige Faktor, der die Retter von den Tätern und Mitläufer unterschied der Erziehungsstil ihrer Eltern. Und sogar Hitler, Stalin, Ceauşescu und Co haben auf der Weltbühne nur die Dramen inszeniert, die sie als Kinder geprägt haben. Ich greife an dieser Stelle ein Beispiel heraus:

Zitat:
Über den Vater des rumänischen Diktators Nicolae Ceauşescu wird berichtet, dass er sein weniges Geld im Wirtshaus vertrank, statt seine Kinder zu ernähren (insgesamt hatte er 10 Kinder, wovon eines früh starb) und dass er seine Kinder täglich „zu ihrem Besten" schlug. Die Mutter achtete streng auf die schulischen Leistungen der Kinder, die sie ebenfalls ausgiebig prügelte. (vgl. Miller, 1990, S. 115) Alice Miller analysiert in ihrem Beitrag u.a. den Wahn des Diktators Ceauşescu, der sein Volk zu einem Überfluss an Kindern zwang, die nicht ernährt und gewärmt werden konnten. „Der Tyrann hat sich für sein persönliches Schicksal stellvertretend an Tausenden Müttern, Vätern und Geschwistern gerächt. Indem er sich weigerte, sich mit seinem Schicksal zu konfrontieren, seine Geschichte und seine Gefühle von damals total verdrängt hielt, brachte er ein ganzes Volk an den Rand des Untergangs. Ceauşescu hat nicht nur die rumänischen Kinder in die gleiche Not getrieben, die einst die seine war: Lieblosigkeit, Hunger, Kälte, ständige Kontrolle und die allgegenwärtige Heuchelei. (...) Er wollte Millionen Frauen dazu zwingen, Mütter zu werden, um ja niemals fühlen zu müssen, was er als Kind verdrängte: dass er seiner Mutter nur eine Last war und dass seine Existenz nachweisbar von ihr vergessen wurde." http://kriegsursachen.blogspot.de/2....on-nicolae-ceausescu.html

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"Wie steht es also mit Terroranschlägen, Genoziden wie in Ruanda, in Jugoslawien und an so vielen anderen Orten jetzt in der Welt? Können wir uns vorstellen, dass Menschen sich in die Luft sprengen wollen, die in der Kindheit geliebt, beschützt und respektiert wurden? Ich kann mich nicht damit abfinden, dass man diese Menschen, die tatsächlich zu grausamen Taten fähig sind, als Ausgeburten eines abstrakten Bösen darstellt und sich weigert, die Wurzeln ihres Zerstörungszwangs in ihrer Geschichte zu suchen. Diese lassen sich nämlich ohne weiteres entdecken, wenn wir uns nicht nur über die Verbrechen des Erwachsenen, sondern auch über die in seiner Kindheit erlittene Folter entsetzen. Da gehen alle Rätsel auf. Dann stellen wir fest, dass es keinen einzigen Serien- oder Massenmörder gibt, der nicht als Kind Opfer von zahlreichen Demütigungen und seelischen Morden war." (Alice Miller) http://www.alice-miller.com/artikel....=de&nid=23&grp=11
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Sojemand
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BeitragVerfasst am: 30.10.2012, 21:00    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Tatsächlich war der einzige Faktor, der die Retter von den Tätern und Mitläufer unterschied der Erziehungsstil ihrer Eltern.


Sorry, aber dieser (Trug-)Schluss ist schon lange empirisch wiederlegt worden.

Ein schneller Überblick über die verfügbaren Forschungsergebnisse in Sachen Psychopathie (oder das Böse, wie wir es verstehen würden), findest du, wenn du hier:

http://www.sott.net/

einfach in die Suchleiste "Psychoath" eintippen und den üppigen Lesestoff betrachten.

Oder du nimmst Bücher zur Hand:

The Sociopath Next Door - Martha Stout
Women Who Love Psychopaths - Sandra Brown
Snakes in Suits - Robert Hare and Paul Babiak
Without Conscience - Robert Hare
The Mask of Sanity - Hervey Cleckley
Political Ponerology - Andrzej Lobaczewski

Ein wenig die Fakten studieren und schon dämmert es. Aus:

Zitat:
Böses ist nicht angeboren - es wird gemacht!


wird:

Zitat:
Das angeborene Böse infiziert das Gute und mach es ebenfalls Böse

_________________
Das Niemandsland
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Mosaik
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BeitragVerfasst am: 30.10.2012, 22:57    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Sorry, aber dieser (Trug-)Schluss ist schon lange empirisch wiederlegt worden.


Vielleicht kannst du das noch ein wenig ausführen? So weiß ich nicht was genau du damit eigentlich meinst.

Zum Rest:
Ich kenne sott.net und weiß auch schon seit einigen Jahren über das Thema Psychopathie bescheid, aber ich habe eben auch schon eine Menge anderes Zeug gelesen und bin mittlerweile zu dem Ergebnis gekommen, dass völlig falsche Rückschlüsse über Psychopathen gezogen werden.

Wie viel hast du denn schon über das Thema, von dem ich hier spreche, gelesen? Nachdem zu urteilen was du schreibst wohl nicht sonderlich viel.

Die meisten kennen z.B. von Alice Miller auch nur "Das Drama des begabten Kindes" - das sagt im Gegensatz zu ihren späteren Werken nur sehr sehr wenig aus. Aber leider haben sich fast alle schon nach ihrem ersten Buch ne abschließende Meinung gebildet.

Vielleicht machst du dir mal die Mühe und liest zumindest folgende Artikel:

http://www.alice-miller.com/artikel....=de&nid=23&grp=11
http://www.alice-miller.com/interviews_de.php?page=5
http://kriegsursachen.blogspot.de/2....s-ber-diktatoren-und.html
http://kriegsursachen.blogspot.de/2....aktuelle-dimensionen.html
http://kriegsursachen.blogspot.de/2....lt-oder-die-kindheit.html
http://kriegsursachen.blogspot.de/2....lt-aborigines-urvolk.html

Falls dir das Thema mehr Zeit wert sein sollte hier noch ein paar Bücher zum Thema:

Alice Miller:
- Abbruch der Schweigemauer
- Am Anfang war Erziehung
- Evas Erwachen: Über die Auflösung emotionaler Blindheit
- Die Revolte des Körpers

Von Lloyd de Mause:
- Das emotionale Leben der Nationen &
- Hört ihr die Kinder weinen: Eine psychogenetische Geschichte der Kindheit
- Was ist Psychohistorie?: Eine Grundlegung

Arno Gruen:
- Der Wahnsinn der Normalität. Realismus als Krankheit: eine Theorie der menschlichen Destruktivität
- Der Verlust des Mitgefühls: Über die Politik der Gleichgültigkeit
- Verratene Liebe - Falsche Götter

Joachim Bauer
- Schmerzgrenze: Vom Ursprung alltäglicher und globaler Gewalt

John D. Perry
- Der Junge, der wie ein Hund gehalten wurde: Was traumatisierte Kinder uns über Leid, Liebe und Heilung lehren können - Aus der Praxis eines Kinderpsychiaters
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"Wie steht es also mit Terroranschlägen, Genoziden wie in Ruanda, in Jugoslawien und an so vielen anderen Orten jetzt in der Welt? Können wir uns vorstellen, dass Menschen sich in die Luft sprengen wollen, die in der Kindheit geliebt, beschützt und respektiert wurden? Ich kann mich nicht damit abfinden, dass man diese Menschen, die tatsächlich zu grausamen Taten fähig sind, als Ausgeburten eines abstrakten Bösen darstellt und sich weigert, die Wurzeln ihres Zerstörungszwangs in ihrer Geschichte zu suchen. Diese lassen sich nämlich ohne weiteres entdecken, wenn wir uns nicht nur über die Verbrechen des Erwachsenen, sondern auch über die in seiner Kindheit erlittene Folter entsetzen. Da gehen alle Rätsel auf. Dann stellen wir fest, dass es keinen einzigen Serien- oder Massenmörder gibt, der nicht als Kind Opfer von zahlreichen Demütigungen und seelischen Morden war." (Alice Miller) http://www.alice-miller.com/artikel....=de&nid=23&grp=11
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Sojemand
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BeitragVerfasst am: 31.10.2012, 14:46    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Ich kenne sott.net und weiß auch schon seit einigen Jahren über das Thema Psychopathie bescheid, aber ich habe eben auch schon eine Menge anderes Zeug gelesen und bin mittlerweile zu dem Ergebnis gekommen, dass völlig falsche Rückschlüsse über Psychopathen gezogen werden.


OK.


Zitat:
Zitat:
Sorry, aber dieser (Trug-)Schluss ist schon lange empirisch wiederlegt worden.



Vielleicht kannst du das noch ein wenig ausführen? So weiß ich nicht was genau du damit eigentlich meinst.


Du postulierst, Böses würde gemacht, nicht geboren. Wiederlegt wurde diese Feststellung in erster Linie durch eine Fülle Scans der Hirnstruktur von Menschen, die als Psychopathen in Strafanstalten und Psychiatrien eingehend diagnostiziert wurden. Das gemeinsame Merkmal ist überall, dass jene Regionen des Gehrirns, welche bei gesunden Menschen auf Empathie und auf das, was wir als Gewissen bezeichnen, nicht oder nur sehr eingeschränkt reagieren. Diese Areale sind unterentwickelt oder gänzlich verkümmert, was darauf hinheutet, dass diese Menschen mit einem Gendefekt so geboren wurden.

Des weiteren haben viele klinische Psychologen die Kindheit solcher Menschen gründlich durchleuchtet und sind eben nicht auf Missbrauch und Traumata gestoßen, die ihre Handeln begründen würden.

Und zu guter letzt sind sie Meister im Lügen und Manipulieren, weshalb sie gerne "eine schlimme Kindheit" erfinden um Mitleid und neue Opfer zu finden.

Fakt ist, essentielle Psychopathen, Menschen, die wir als böse bezeichnen, weil sie Böses tun, werden so geboren und sind wie sie sind.

Dass sie ihre Pathologie auf andere, gesunde Menschen übertragen und somit neues Böses schaffen, ist eine weitere Folge.

Böses wird also geboren UND gemacht.

Deine verlinkten Artikel sind sich einig, dass es die Kindheit ist, die "das Böse" er erzeugt und führt an, wie schlimm doch die Kindheit berühmter Despoten war.

Nun, jedes Kind in dieser Welt erfährt auf die ein oder andere Weise Gewalt in seiner Frühzeit. Manche sogar sehr viel schlimmer als unsere armen Despoten. Warum schwingen sich aber nur recht wenige dieser geknechteten zu Massenmördern auf und nich alle? Hmmm..... vielleicht, weil bei ihnen etwas anders ist, als bei den meisten?


Aber seis drum, allein die Tatsache, dass ihr Gehirn bereits anders tickt als unseres wiederlegt das Kindheitsthema. Und um dem Argument zuvor zu kommen, dass eben jene Misshandlungen diese Fehlbildungen erst verursacht sei gesagt, diese Defekte treten unabhängig davon auf, wie gut oder schlecht eine Kindheit war.... eben genetisch bestimmt und nicht erzieherisch geprägt.

Aber wenn du Sott kennst und die Lektüre gelesen hast, müsste das ein alter Hut für dich sein.
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Mosaik
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BeitragVerfasst am: 01.11.2012, 02:10    Titel: Antworten mit Zitat

Erstmal danke für deine Antwort.

Wie gesagt ich bin von der Existenz der Psychopathen überzeugt - die Forschungsergebnisse sind wirklich schlüssig und einleuchtend. Und sie stellen definitiv eine Gefahr für die gesamte Gesellschaft dar. Deshalb (auch wenn es jetzt nicht direkt das Thema ist hier) halte ich den Volunarismus übrigens für die einzige funktionierende Form des miteinanders. Absolut jede Art von Regierung bietet zu viele Gefahren. In Irland gab es übrigens eine Art voluntaristisches Gesellschaftssystem für knapp tausend Jahre. Beendet wurde es erst irgendwann im 18ten Jahrhundert, als die Engländer ihr Land besetzten. Zuvor gab es dort keine allgemeingültige Gesetzgebung, Polizei oder Gerichtsvollzieher. Niemand setzte die Gesetze durch und es gab kein staatlich administriertes Recht. Und was für ein Wunder: Es herrschte überhaupt kein Chaos - im Gegenteil! http://www.freiwilligfrei.info/archives/75

Hier mal vier kurze Videos zur Absurdität von Regierung und Co:

-Das Ding namens „Regierung”
- Wenn du König wärst
- Das Ding namens "Staat"
- Steuervieh auf einer Steuerfarm: Das bist du!

und ein Artikel der direkt das Thema mit den bösen Menschen behandelt: Die Widerlegung des Staates: 4 Argumente gegen eine Regierung - http://www.freiwilligfrei.info/archives/115

Sojemand hat Folgendes geschrieben:
Wiederlegt wurde diese Feststellung in erster Linie durch eine Fülle Scans der Hirnstruktur von Menschen, die als Psychopathen in Strafanstalten und Psychiatrien eingehend diagnostiziert wurden. Das gemeinsame Merkmal ist überall, dass jene Regionen des Gehrirns, welche bei gesunden Menschen auf Empathie und auf das, was wir als Gewissen bezeichnen, nicht oder nur sehr eingeschränkt reagieren. Diese Areale sind unterentwickelt oder gänzlich verkümmert, was darauf hinheutet, dass diese Menschen mit einem Gendefekt so geboren wurden.


ja diese Ergebnisse kenne ich.

aber daher eben auch die Frage an dich: Wie kommst du drauf, dass die Kindheit als Ursache ausgeschlossen werden kann? Das beweisen diese Forschungsergebnisse nämlich überhaupt nicht.

Im Gegenteil sogar, es gibt mittlerweile unglaublich viele Beweise aus der Neurowissenschaft, die zeigen, dass gewisse Hirnregionen unterentwickelt bleiben, wenn in den ersten Lebensjahren für das Baby/Kind schlechte Bedingungen herrschen (z.B. in den Gehirnbereichen, die die Emotionen steuern). Sogar bis zu einem knappen Drittel des Gehirns kann dadurch geschädigt sein(!). Das hat vorallem auch mit einer vermehrten Ausschüttung von Streßhormonen zu tun, die frisch ausgebildete Neuronen und deren Verbindungen zerstören.

Empathie ist auch „nur“ ein komplexer Prozess, der sich bei den richtigen Startbedingungen in den ersten Jahren korrekt entwickelt - bei körperlichen und seelischen Grausamkeiten aller Art aber verkümmert bleibt.

Mittlerweile lässt sich z.B. auch beweisen, dass der Noradrenalin- und Serotoninspiegel aus dem Gleichgewicht gerät und im späteren Leben der Zwang entsteht, traumatische Erfahrungen zu wiederholen.


Sojemand hat Folgendes geschrieben:
Des weiteren haben viele klinische Psychologen die Kindheit solcher Menschen gründlich durchleuchtet und sind eben nicht auf Missbrauch und Traumata gestoßen, die ihre Handeln begründen würden.


Das ist doch im Grunde erstmal viel zu schwammig.

Erstens gibt es auch gegenteilige Studien (z.B. das geschlagene u bestrafte Kinder kurzfristig folgsamer aber langfristig aggressiver und zerstörerischer sind; das ca. 90% der Insassen in amerik. Gefängnissen als Kinder misshandelt wurden; das Vergewaltiger selbst sexuelle Ausbeutung in ihrer Kindheit erlebt haben oder das frühe Gewalterfahrungen später signifikant die Häufigkeit von Straftaten, Drogenkonsum uam. erhöht…..).

Zweitens hängt die Aufdeckung von Missbrauch und Traumatas stark von den Aussagen der Betroffenen ab. Das meiste bleibt von der Öffentlichkeit unentdeckt, geschieht im Geheimen - lässt sich also unabhängig von subjektiven Aussagen der Eltern/ den ehemaligen Kindern usw. NICHT belegen. Verleugnung erschwert ganz klar statistische Erhebungen. Das getätigte Aussagen nicht unbedingt aussagekräftig sind, zeigen zwei von mir herausgegriffene Beispiele:

- Junge Erwachsene, die von Forschern als definitiv schwer misshandelt eingestuft wurden, konnten dies in weniger als der Hälfte der Fälle zugeben. Von gelegentlich misshandelten waren es weniger als 10% die sich selbst als misshandelt eingestuft haben.
- Eine Befragung aus den USA ergab sogar, dass 40% von den Erwachsenen, die als Kinder nach körperlichen Misshandlungen ein oder zweimal medizinisch behandelt wurden, sich selbst nicht als misshandelt einstufen würden

Selbst eine UNICEF-Studie über Gewalt in der Kindheit (Industrie + Entwicklungsländer) kommt zu dem Schluss, dass viele ehemalige Gewaltopfer nicht über ihre Erfahrungen aus der frühen Kindheit sprechen können oder wollen. Erschwerend hinzu kommt, dass sich Kinder generell kaum an die ersten Jahre erinnern. Es ist auch erschreckend, wie oft Grausamkeiten von ehemalig traumatisierten Kindern nicht als solche erkannt werden, weil sie es systematisch umgedeutet haben - dem gehen dann auch genügend Psychologen auf den Leim.

Ganz davon abgesehen, werden gewisse Arten von Grausamkeiten gegen Babys/Kinder von vielen nichtmal als solche erkannt, weil sie als "normal" angesehen werden (ein Bsp von vielen ist die herkömmliche Frühchenbehandlung wie Marcovich schon zeigt..) und laut einer Studie sitzen sogar besonders viele Gestörte in psychologischen Berufen und doktorn an Menschen herum – aber das ist ein anderes Thema…

Sojemand hat Folgendes geschrieben:
Fakt ist, essentielle Psychopathen, Menschen, die wir als böse bezeichnen, weil sie Böses tun, werden so geboren und sind wie sie sind.


Das Böses angeboren sein soll, wirft auch einige Fragen auf. Beispielsweise die, warum gerade dreißig bis vierzig Jahre vor dem entstehen des dritten Reiches in Deutschland so viele Kinder mit schlechtem Erbgut geboren wurden, die bereit waren, Hitlers Pläne ohne zu zögern auszuführen. Das Deutschland damals echt unübertroffen war, was die Grausamkeit in der Erziehung von Kindern anbelangt, möchte ich hier nur mal am Rande erwähnen…

Und wie gesagt es gibt genügend Forschungsergebnisse über das sich entwickelnde Gehirn, die das Gegenteil beweisen und selbst das, was in vielen Fällen der Genetik zugeschrieben wird, ist im Grunde viel mehr ein Teil der Epigenetik, wie sich immer mehr herausstellt. Die typische gentetische Vererbungslehre gehört schon längst überholt - aber damit kann die Pharma sicherlich weniger Geld verdienen..
Die Gene beim Menschen sind zu ca 99,9% identisch und NUR zwei Prozent aller Krankheiten beruhen nach neuesten Erkenntnissen tatsächlich auf genetischen Fehlern. Das Menschen so viele unterschiedliche Krankheiten entwickeln, liegt an der Regulierung der jeweiligen Gene. Diese Genaktivierungen werden definitiv von unserer Umwelt gesteuert -
von der Nahrung, von welcher Qualität persönliche Beziehungen sind usw usf..

Stress aktiviert z.b. andere Gene als ein positives Umfeld. Je größer die Stressbelastung, desto mehr Krankheiten enstehen im Körper, weil damit entsprechende Gene aktiviert oder deaktiviert werden.

Bei Agouti-Mäusen wird z.B. ein Gen vererbt, durch welches die Tiere ein gelbes Fell bekommen und äußerst fresssüchtig werden. Wenn diese Mäuse Junge bekommen, wird dieses Gen, welches die Tiere gelb, fett und krankheitsanfällig macht immer weitervererbt - so dachte man bisher jedenfalls. In einem Experiment waren jedoch die Mehrzahl der Nachkommen schlank und braun - ihnen fehlte sogar die Veranlagung für Krebs und Diabetes. Das Agouti-Gen ist "einfach" ausgeschaltet worden. Was war in dem Fall das "Zaubermittel"? Ein Extrazusatz an Vitamin B12, Folsäure und Cholin.

Forschungen haben auch schon gezeigt, dass Misshandlungen, Traumata uam. negative epigenetische Prozesse anstoßen können, die noch Jahrzehnte später krankmachen. Es mehren sich sogar Hinweise, dass Eltern einige dieser epigentischen Schalter an ihre Kinder und Enkel weitervererben.

hier mal noch ein anderes Beispiel:
Zitat:
Die Forscher entfernten neugeborene Mäuse während der ersten zehn Tage ihres Lebens für kurze Zeit von ihrer Mutter. Das so ausgelöste Stresserlebnis sorgte dafür, dass sich in Nervenzellen im Gehirn der Jungtiere bestimmte Regionen des Erbguts in charakteristischer Form veränderten. Die betroffenen Bereiche der DNA enthielten vergleichsweise wenige Methylgruppen.

Diese Substanzen klammern sich normalerweise an beiden Seiten des Doppelmoleküls an und blockieren so wie Feststeller das Ablesen bestimmter Gene. Im Experiment konnte sich jedoch an den betreffenden Stellen die molekulare Arretierung nicht entwickeln. Dadurch war das Gen für den Botenstoff Vasopressin überaktiv. Die Veränderungen betrafen Nervenzellen im Hypothalamus, einer Hirnregion, die eine maßgebliche Rolle bei der Stressbewältigung spielt.

Bei den betroffenen Tieren war das auffällig: Sie verhielten sich ängstlich, lernten schwer, waren kaum belastbar und antriebsarm. Ihr Verhalten sei einer Depression beim Menschen sehr ähnlich, folgern die Wissenschaftler, die ihre Ergebnisse im Fachblatt „Nature Neuroscience“ veröffentlichten.
http://www.welt.de/wissenschaft/art....-im-Erbgut-festsetzt.html


Sojemand hat Folgendes geschrieben:
Nun, jedes Kind in dieser Welt erfährt auf die ein oder andere Weise Gewalt in seiner Frühzeit. Manche sogar sehr viel schlimmer als unsere armen Despoten. Warum schwingen sich aber nur recht wenige dieser geknechteten zu Massenmördern auf und nich alle? Hmmm..... vielleicht, weil bei ihnen etwas anders ist, als bei den meisten?


Das ist der Klassiker aller Argumente. Auch das würde sich sehr einleuchtend erklären lassen, wenn du dich mit dem Thema ausführlich beschäftigen würdest.

Ich versuch es mal extrem verkürzt zu erklären:

Einerseits macht erlittenes Leid aus Menschen noch lange keine Verbrecher. Denn es ist nicht das Leiden an sich, welches Kinder krank macht, sondern verdrängtes Leiden. Menschen, die bspw. zu "Hitlers willigen Vollstreckern" wurden, hatten sehr frühe Rechnungen zu begleichen, weil sie auf die im Säuglingsalter- und Kindesalter erfahrenen Ungerechtigkeiten nie angemessen reagieren durften.

Zitat:
Wo "helfende Zeugen" vollkommen gefehlt haben, hat das Kind die Gewalt glorifiziert und wendet sie später oft selber mehr oder weniger brutal und unter dem gleichen heuchlerischen Vorwand an. Es ist bezeichnend, daß sich in der Kindheit von Massenmördern wie Hitler, Stalin oder Mao kein"helfender Zeuge" finden läßt. http://www.borderline44.homepage.t-online.de/40602/310101.html


Und andererseits wird das später auf die unterschiedlichste Weise ausgelebt. Nur ein sehr geringer Prozentsatz an Menschen hat überhaupt die Möglichkeit in höhere Führungspositionen reinzukommen. Die breite Masse kann sich z.B. eher unter dem Deckmantel von Religionen, in der Erziehung der Kinder oder beispielsweise im Krieg als "Kämpfer fürs Vaterland" austoben. In anderen Ländern kann man sich auch noch gut an Frauen austoben, Leute steinigen, kleine Mädchen beschneiden oder weiß der Geier was noch.. (Nur mal als Anmerkung: 106 Länder haben bis heute die Prügelstrafe in Schulen nicht ausdrücklich verboten. In den USA ist in ca. der Hälfte aller Bundesstaaten körperliche Züchtigung noch erlaubt. Nach einer Hochrechnung aus dem Jahr 2000 sind weltweit noch 80-90% der Kinder teilweise massiver Gewalt in Schulen und dem Elternhaus ausgesetzt.) Ganz davon abgesehen gibt es noch die Möglichkeit sich in vielfältiger Weise direkt oder indirekt selbst zu zerstören (destruktive Beziehungen pflegen, Drogen, Borderline, Magersucht, körperliche Erkrankungen...)
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"Wie steht es also mit Terroranschlägen, Genoziden wie in Ruanda, in Jugoslawien und an so vielen anderen Orten jetzt in der Welt? Können wir uns vorstellen, dass Menschen sich in die Luft sprengen wollen, die in der Kindheit geliebt, beschützt und respektiert wurden? Ich kann mich nicht damit abfinden, dass man diese Menschen, die tatsächlich zu grausamen Taten fähig sind, als Ausgeburten eines abstrakten Bösen darstellt und sich weigert, die Wurzeln ihres Zerstörungszwangs in ihrer Geschichte zu suchen. Diese lassen sich nämlich ohne weiteres entdecken, wenn wir uns nicht nur über die Verbrechen des Erwachsenen, sondern auch über die in seiner Kindheit erlittene Folter entsetzen. Da gehen alle Rätsel auf. Dann stellen wir fest, dass es keinen einzigen Serien- oder Massenmörder gibt, der nicht als Kind Opfer von zahlreichen Demütigungen und seelischen Morden war." (Alice Miller) http://www.alice-miller.com/artikel....=de&nid=23&grp=11


Zuletzt bearbeitet von Mosaik am 01.11.2012, 03:10, insgesamt 4-mal bearbeitet
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Mosaik
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BeitragVerfasst am: 01.11.2012, 02:22    Titel: Antworten mit Zitat

Allgemein wollte ich noch folgendes anmerken: Ich finde es gehören einfach alle Möglichkeiten eingehend und unvoreingenommen überprüft. Das ist für mich objektives Nachforschen. Automatisch von angeborener Psychopathie auszugehen und die Alternative höchstens oberflächlich zu begutachten, halte ich für fahrlässig.

Vom geborenen Psychopathen war auch ich anfangs überzeugt, aber nach vielen verschiedenen Büchern und Co hat sich einfach was völlig anderes herausgestellt.

Viele Grüße
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"Wie steht es also mit Terroranschlägen, Genoziden wie in Ruanda, in Jugoslawien und an so vielen anderen Orten jetzt in der Welt? Können wir uns vorstellen, dass Menschen sich in die Luft sprengen wollen, die in der Kindheit geliebt, beschützt und respektiert wurden? Ich kann mich nicht damit abfinden, dass man diese Menschen, die tatsächlich zu grausamen Taten fähig sind, als Ausgeburten eines abstrakten Bösen darstellt und sich weigert, die Wurzeln ihres Zerstörungszwangs in ihrer Geschichte zu suchen. Diese lassen sich nämlich ohne weiteres entdecken, wenn wir uns nicht nur über die Verbrechen des Erwachsenen, sondern auch über die in seiner Kindheit erlittene Folter entsetzen. Da gehen alle Rätsel auf. Dann stellen wir fest, dass es keinen einzigen Serien- oder Massenmörder gibt, der nicht als Kind Opfer von zahlreichen Demütigungen und seelischen Morden war." (Alice Miller) http://www.alice-miller.com/artikel....=de&nid=23&grp=11
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Sojemand
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BeitragVerfasst am: 01.11.2012, 18:20    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Mosaik

Zitat:
Wie gesagt ich bin von der Existenz der Psychopathen überzeugt - die Forschungsergebnisse sind wirklich schlüssig und einleuchtend. Und sie stellen definitiv eine Gefahr für die gesamte Gesellschaft dar. Deshalb (auch wenn es jetzt nicht direkt das Thema ist hier) halte ich den Volunarismus übrigens für die einzige funktionierende Form des miteinanders. Absolut jede Art von Regierung bietet zu viele Gefahren.


Da haben wir die selben Ansichten. Hier gibt es eine sehr lange Diskussion über dieses Thema, wo man sehr schön sehen kann, wie kompliziert es ist und auf wie viele Dinge zu achten sind um sich dem derzeitigen System "Staat" erfolgreich entziehen zu können. Eine eindeutige Lösung kam bisweilen nicht zustande, da es eben zu verschachtelt ist:

http://cassiopaea.org/forum/index.php/topic,13795.0.html

Zitat:
aber daher eben auch die Frage an dich: Wie kommst du drauf, dass die Kindheit als Ursache ausgeschlossen werden kann? Das beweisen diese Forschungsergebnisse nämlich überhaupt nicht.


OK, da hab ich mich unklar ausgedrückt, sorry. Man muss da deutlich unterscheiden. Missbrauch in der Kindheit und starke Traumata führen in der Tat zu Verhaltensweisen, die einem Psychopathen ähnlich sind. Menschen, welche durch Beschädigung der Psyche so werden, sind per Definition keine Psychopathen, sondern Charakteropathen. Das ist mehr oder weniger ein Überbegriff, der alle antisoziale Persönlichkeitsstörungen umfasst und klar zwischen einem essentiellen, so geborenen Psychopathen unterscheidet.

So gesehen haben die Autoren (übrigens schätze ich Alice Miller sehr) die du verlinkt hast schon recht, Böses kann man auch machen.

Zitat:
Im Gegenteil sogar, es gibt mittlerweile unglaublich viele Beweise aus der Neurowissenschaft, die zeigen, dass gewisse Hirnregionen unterentwickelt bleiben, wenn in den ersten Lebensjahren für das Baby/Kind schlechte Bedingungen herrschen (z.B. in den Gehirnbereichen, die die Emotionen steuern). Sogar bis zu einem knappen Drittel des Gehirns kann dadurch geschädigt sein(!). Das hat vorallem auch mit einer vermehrten Ausschüttung von Streßhormonen zu tun, die frisch ausgebildete Neuronen und deren Verbindungen zerstören.


Richtig. Sott hat passend dazu gerade einen interessanten Artikel online:

http://www.sott.net/article/252896-....w-the-real-impact-of-love

Hier kein Wiederspruch von meiner Seite.

Zitat:
Erstens gibt es auch gegenteilige Studien (z.B. das geschlagene u bestrafte Kinder kurzfristig folgsamer aber langfristig aggressiver und zerstörerischer sind; das ca. 90% der Insassen in amerik. Gefängnissen als Kinder misshandelt wurden; das Vergewaltiger selbst sexuelle Ausbeutung in ihrer Kindheit erlebt haben oder das frühe Gewalterfahrungen später signifikant die Häufigkeit von Straftaten, Drogenkonsum uam. erhöht…..).

......

Ganz davon abgesehen, werden gewisse Arten von Grausamkeiten gegen Babys/Kinder von vielen nichtmal als solche erkannt, weil sie als "normal" angesehen werden (ein Bsp von vielen ist die herkömmliche Frühchenbehandlung wie Marcovich schon zeigt..) und laut einer Studie sitzen sogar besonders viele Gestörte in psychologischen Berufen und doktorn an Menschen herum – aber das ist ein anderes Thema…


Alles völlig korrekt.

Zitat:
Das Böses angeboren sein soll, wirft auch einige Fragen auf. Beispielsweise die, warum gerade dreißig bis vierzig Jahre vor dem entstehen des dritten Reiches in Deutschland so viele Kinder mit schlechtem Erbgut geboren wurden, die bereit waren, Hitlers Pläne ohne zu zögern auszuführen. Das Deutschland damals echt unübertroffen war, was die Grausamkeit in der Erziehung von Kindern anbelangt, möchte ich hier nur mal am Rande erwähnen…


Da wirfst du was durcheinander. Die Bereitschaft, einem mörderischen Regime fraglos zu folgen, zeigt keineswegs, dass derjenige automatisch ein geborener Psychopath ist.

Du hast sicherlich von dem Phänomen der Hörigkeit gegenüber von Autoritäten gehört oder es selbst schon mal erlebt oder? Bob Altemeyer prägte dazu den Begriff "Authoritarian followers". Ich zitiere:

Zitat:
Probably about 20 to 25 percent of the adult American population is so right-wing authoritarian, so scared, so self-righteous, so ill-informed, and so dogmatic that nothing you can say or do will change their minds. They would march America into a dictatorship and probably feel that things had improved as a result. … And they are so submissive to their leaders that they will believe and do virtually anything they are told. They are not going to let up and they are not going away.


http://www.whale.to/b/authoritarian_followers.html

Ersetze Amerika mit Deutschland und schon hast du die Antwort, weshalb damals so viele Menschen die Grausamkeiten erst garnicht gesehen haben und willfähig ein Teil des Apparates wurden. Und es ist Heute nicht anders, siehe Amerika oder den Rest der Welt.

Zitat:
Forschungen haben auch schon gezeigt, dass Misshandlungen, Traumata uam. negative epigenetische Prozesse anstoßen können, die noch Jahrzehnte später krankmachen. Es mehren sich sogar Hinweise, dass Eltern einige dieser epigentischen Schalter an ihre Kinder und Enkel weitervererben.


Richtig, siehe dazu den oben verlinkten Sott Artikel. Kein Wiederspruch zu allem, was du da geschrieben hast.

Zitat:
Das ist der Klassiker aller Argumente. Auch das würde sich sehr einleuchtend erklären lassen, wenn du dich mit dem Thema ausführlich beschäftigen würdest.

Ich versuch es mal extrem verkürzt zu erklären:

Einerseits macht erlittenes Leid aus Menschen noch lange keine Verbrecher. Denn es ist nicht das Leiden an sich, welches Kinder krank macht, sondern verdrängtes Leiden. Menschen, die bspw. zu "Hitlers willigen Vollstreckern" wurden, hatten sehr frühe Rechnungen zu begleichen, weil sie auf die im Säuglingsalter- und Kindesalter erfahrenen Ungerechtigkeiten nie angemessen reagieren durften.


Wieder kein Einwand von meier Seite, es gibt mit Sicherheit Menschen denen es so erging.

Zitat:
Allgemein wollte ich noch folgendes anmerken: Ich finde es gehören einfach alle Möglichkeiten eingehend und unvoreingenommen überprüft. Das ist für mich objektives Nachforschen. Automatisch von angeborener Psychopathie auszugehen und die Alternative höchstens oberflächlich zu begutachten, halte ich für fahrlässig.

Vom geborenen Psychopathen war auch ich anfangs überzeugt, aber nach vielen verschiedenen Büchern und Co hat sich einfach was völlig anderes herausgestellt.


Ich kann verstehen, warum du zu diesem Schluss gekommen bist. Nahezu alles, was du geschrieben hast, entspricht den Tatsachen und, das muss ich mir selbst zuschreiben, da bin ich nicht genügend drauf eingegangen. Das musste zwangsläufig bei dir den Eindruck erwecken, ich würde das, was du sagtest, als Unsinn rundweg vom Tisch wischen. Das tut mir leid und ich bemmühe mich hiermit, klarer und differenzierter zu sein.



Zum Schluss will ich versuchen, es so klar wie möglich zu forumlieren, denn ich hab mir vorher nicht wirklich die Mühe gemacht zu verstehen, wo du stehst.

Ja, es gibt so unzählig viele Auslöser für psychische Störungen aller Art die im Ergebnis zu den grausamsten Taten führen, keine Frage. Diese Auslöser sind zum Großteil in der Kindheit zu finden und dementsprechend schwer zu identifizieren. Aber dieser Prozess findet auch im Erwachsenenleben statt. Er findet sozusagen immer statt, das ganze Leben lang. Während der Kindheit sind wir nur sehr viel empfänglicher für die schädlichen Einflüsse aus unserer Umwelt und sie prägen uns dementsprechen stärker. Andrzej Lobaczewski prägte dafür den Begriff "Ponerogenese"

Aber das ist es nicht, worauf ich hinaus will, denn darin sind wir uns ja einig. Wir züchten uns eine verkrüppelte Gesellschaft heran, die ihre Wunden an ihre Kinder weiter gibt, immer wieder und wieder, ohne es selbst zu merken. Unglaublich tragisch und jedesmal, wenn ich auf der Straße eine Szene sehe, wie dies geschiet, blutet mir das Herz.

Worauf ich wirklich hinaus will, und das habe ich bemerkt, wie du den Gendefekt mit Hitler und seinen Gefolgsleuten verknüpft hast, ist, dass es unter all diesen Gründen und Gegebenheiten, die noch weit ausufernder sind als du und ich es hier dargestell haben, sozusagen eine treibende Kraft gibt, die diesen Kreislauf aus Gewalt angestoßen hat und ihn bewusst aufrecht erhält.

Wie soll ich das am besten einleiten? Vielleich mit einem Zitat:

Zitat:
Versuchen Sie sich vorzustellen, kein Gewissen zu haben. Sie haben nicht die geringste Spur eines Gewissens und keinerlei Gefühle von Schuld oder Reue - ganz egal, was Sie anstellen, es plagen Sie keine lästigen Skrupel über das Wohlbefinden von Fremden, Freunden oder gar Verwandten. Stellen Sie sich vor, es gäbe kein lästiges Hadern mit Ihrem Schamgefühl, kein einziges Mal in Ihrem ganzen Leben, unabhängig davon, ob Sie sich egoistisch, faul, rücksichtslos oder unmoralisch verhalten.

Und stellen Sie sich darüberhinaus vor, dass der Begriff 'Verantwortung' Ihnen fremd wäre, außer vielleicht als eine Bürde, die andere Menschen offenbar wie gutmütige Trottel blind auf sich nehmen.

Und nun erweitern Sie dieses seltsame Gedankenspiel um die Fähigkeit, diese so überaus sonderbare psychische Disposition vor anderen Menschen zu verbergen. Da jedermann wie selbstverständlich annimmt, dass das Gewissen eine universelle menschliche Qualität ist, fällt es Ihnen leicht, zu verheimlichen, dass Sie kein Gewissen haben.

Versuchen Sie sich vorzustellen, kein Gewissen zu haben. Sie haben nicht die geringste Spur eines Gewissens und keinerlei Gefühle von Schuld oder Reue - ganz egal, was Sie anstellen, es plagen Sie keine lästigen Skrupel über das Wohlbefinden von Fremden, Freunden oder gar Verwandten. Stellen Sie sich vor, es gäbe kein lästiges Hadern mit Ihrem Schamgefühl, kein einziges Mal in Ihrem ganzen Leben, unabhängig davon, ob Sie sich egoistisch, faul, rücksichtslos oder unmoralisch verhalten.

Und stellen Sie sich darüberhinaus vor, dass der Begriff 'Verantwortung' Ihnen fremd wäre, außer vielleicht als eine Bürde, die andere Menschen offenbar wie gutmütige Trottel blind auf sich nehmen.

Und nun erweitern Sie dieses seltsame Gedankenspiel um die Fähigkeit, diese so überaus sonderbare psychische Disposition vor anderen Menschen zu verbergen. Da jedermann wie selbstverständlich annimmt, dass das Gewissen eine universelle menschliche Qualität ist, fällt es Ihnen leicht, zu verheimlichen, dass Sie kein Gewissen haben.

Kein Schuld- oder Schamgefühl hemmt die Erfüllung Ihrer Wünsche, und Sie werden von niemandem wegen Ihrer Gefühlskälte zur Rede gestellt. Die eisige Flüssigkeit, die in Ihren Adern fließt, ist so fremdartig, so abseits normaler menschlicher Erfahrungen, dass kaum einem Menschen der Verdacht kommt, dass mit Ihnen etwas nicht stimmen könnte.

Mit anderen Worten: Sie sind völlig frei von internen Kontrollen und Ihre ungehemmte Freiheit, ohne Skrupel alles das zu tun, was Sie wollen, ist bequemerweise für den Rest der Welt verdeckt.

Sie können tun, was Sie wollen - und doch wird Ihr geheimnisvoller Vorteil vor den meisten Ihrer Mitmenschen, die durch ihr Gewissen gelenkt werden, sehr wahrscheinlich verborgen bleiben.

Wie werden Sie Ihr Leben führen?


http://de.sott.net/article/1024-Der....-1-Die-Maske-der-Vernunft

Ich nehme an du kennst das bereits. Aber warum krame ich das dann hervor? Es geht da um eine ganz bestimmte Sache. Stell dir vor, es gibt einen Menschen, der eine rundum glückliche Kindheit verlebte, in einer wohlhabenden Familie aufwuchs und keinerlei Mangel kannte. Und doch ist dieser Mensch in seinem Inneren so wie es das Zitat beschreibt. Was kann man daraus schließen? Durch welchen Umstand wurde er so?

Die Frage stellt sich, ob er womöglich schon immer so war! Ob er so geboren wurde.

Um dieses Gedankenspiel auf eine feste Basis zu stellen, muss festgehalten werden, dass es in der Tat solche Menschen gibt. Aber wie komme ich darauf? Der Link, aus welchem das Zitat stammt, stützt sich auf mehrere Quellen und bringt einige Beipiele, die zeigen, dass in solchen Menschen etwas gänzlich anderes abläuft als das, was Traumata in Gehirnen anrichten können. Sie zeigen etwas anderes, nämlich, dass es einen Menschentypus gibt, deren innere Struktur derart von der Norm abweicht (und dies in den immer wieder gleichen Punkten tut), dass man nicht umhin kommt festzustellen, eine andere Spezies vor sich zu haben, die nur äußerlich wie ein Mensch erscheint.


Und ich glaube, da kommen wir auf den wahren Kern der Sache. Es ist schwer sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, das Böse sei etwas, was in seiner Wurzel unabhängig von uns existiert. Es ist schwer sich ein Wesen vorzustellen, welches in seinem Inneren so dunkel und kalt ist, dass allein der Gedanke daran einen schon frösteln lässt. Wir wollen alle an das Gute im Menschen glauben und das Böse als eine Art Unfall oder Krankheit sehen, welche man behandeln könnte um es dann für immer aus der Welt zu schaffen. So ist es aber nicht.

Das Böse existiert, und es existiert hier in Form von Wesen, genannt Psychopathen, die sich selbst nicht so empfinden, denn sie fühlen sich als uns (die, welche die Schwäche des Gewissens hemmt) überlegen und sehen sich als legitime Nachfolger der "alten Menschheit". Sie trachten danach, die Welt nach ihren Vorstellungen und "Werten" zu formen, UNS nach ihrem Bild umzuformen oder, wenn das nicht klappt, auszurotten. Makrosozial betrachtet sind diese Tendenzen in der Politik und den Medien, dem Militär und der Finanzwelt deutlich zu erkennen.

Ich denke, Mosaik, dir fällt es eben so schwer diesen Gedanken als real anzuerkennen, denn, sind im Grunde nicht alle Menschen gut? Nope, nicht alle. Sie sind von Natur aus so, von Geburt an and werden es bis zu ihrem Tod sein. Kein Heilmittel, keine Therapie, keine noch so starke Mutterliebe kann daran etwas ändern.

Vielleicht hast du es ja schon getan, aber es würde dir sicher sehr weiter helfen, wenn du das Buch "Politische Ponerologie" einmal/nochmal lesen würdest.

http://www.amazon.de/Politische-Ponerologie-ebook/dp/B007K6GJW0

Bis denne
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BeitragVerfasst am: 02.11.2012, 02:49    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Sojemand,

danke für den Link! Ist nur etwas viel zu Lesen für den Moment.
Ist der Voluntarismus bei Sott eigentlich schonmal in nennenswerter Weise thematisiert worden? Würd ich interessieren.

Sojemand hat Folgendes geschrieben:

So gesehen haben die Autoren (übrigens schätze ich Alice Miller sehr) die du verlinkt hast schon recht, Böses kann man auch machen.


Nehmen wir fürs erste einfach mal die richtigen - angeborenen - Psychopathen, von denen du gesprochen hast, beiseite.. das ist nur ein äußerst geringer Anteil aller Menschen.

Jedenfalls kommt man aufgrund der erdrückenden Faktenlage immer noch zu dem Schluss, dass der allergrößte Teil aller "bösen" Menschen in der Kindheit dazu gemacht wird. Und leider wird das Thema entweder chronisch missachtet oder ist unterrepräsentiert. Es sollte eigentlich eins der allerwichtigsten Themen überhaupt sein. Knallhart gesehen gehen "gesund" aufgewachsene Menschen keinem Hitler, Stalin, Bush und Co auf dem Leim. Sie sind nicht autoritätshörig uam., dh. nicht anfällig für solche Strukturen. Nur leider ist der Prozentsatz solcher Menschen schon immer verschwindend gering gewesen.

Um Menschen gegen psychopathische Persönlichkeiten zu wappnen, hilft es nicht einfach bloß drüber zu berichten, dass diese existieren. Solange nicht umfassend über die Strukturen aufgeklärt wird, denen die allermeisten aufgrund ihrer Kindheitserfahrungen erliegen, gibt es absolut keine Hoffnung. Blinde, egoistische, autoritätshörige, emotional verkrüppelte und/oder grausame Menschen werden weiterhin aufgrund von Unwissenheit auf breiter Basis erzeugt. Ändert sich da nicht grundlegend etwas, hat die Menschheit als solches schon verloren. Umso mehr wundert es mich eigentlich, dass das Thema bei Sott - neben Psychopathie nicht DAS Hauptthema überhaupt ist?

Ich kann dir übrigens sehr das Buch “Das emotionale Leben der Nationen†von Lloyd deMause empfehlen um die ganze Tragweite des Themas zu begreifen. Er zeigt sehr schlüssig, warum sozialen Veränderungen stets ein Wandel in der Kindererziehung vorausgegangen ist. Es ist verblüffend die Geschichte - die Konflikte, Kriege usw auf diese Weise zu durchleuchten – vieles was vorher keinen rechten Sinn gemacht hat, wird dadurch mehr als verständlich.

Ja.. und immer wieder wird deutlich: Die meisten Menschen können nichts TUN, sie sind nicht Herr ihrer Selbst...

Sojemand hat Folgendes geschrieben:
Da wirfst du was durcheinander. Die Bereitschaft, einem mörderischen Regime fraglos zu folgen, zeigt keineswegs, dass derjenige automatisch ein geborener Psychopath ist.


Ja stimmt. Hatte das auch nicht so gemeint - ich wollte aber verdeutlichen, dass Böses vielmehr von der Kindheit bestimmt wird, als von anderen Faktoren. Sogar bei Kriegsdienstverweigerern lässt sich ein entscheidender Unterschied in deren Kindheit ausmachen - also im Vergleich zu den "herkömmlichen" Soldaten.

Sojemand hat Folgendes geschrieben:
Du hast sicherlich von dem Phänomen der Hörigkeit gegenüber von Autoritäten gehört oder es selbst schon mal erlebt oder?

.............

Ersetze Amerika mit Deutschland und schon hast du die Antwort, weshalb damals so viele Menschen die Grausamkeiten erst garnicht gesehen haben und willfähig ein Teil des Apparates wurden. Und es ist Heute nicht anders, siehe Amerika oder den Rest der Welt.


ja das ist ein großes Thema.

auch folgendes Zitat passt prima dazu:

Zitat:
“Cohn (Autor des Buches “Das Ringen um das Tausendjährige Reichâ€) zeigte für das Mittelalter, wie der Zusammenbruch der Sozial- und Wirtschaftsordnung zum Bedeutungsverlust beim einzelnen führte. Genau das ist der entscheidende Punkt. Das auf Spaltung beruhende Selbst kann seinen Zusammenhalt nicht mehr bewahren, wenn es von sozialen Umwälzungen bedroht ist. Beginnt sich die soziale Struktur aufzulösen, bricht die unterdrückte Wut hervor. Dann offenbaren sich die mörderischen Impulse und das innere Chaos, die nur mittels eines äußeren >>Feindes<>gesunden<< kann, wenn die Autorität der sozialen Ordnung wiederhergestellt zu sein scheint. Damit lässt sich das scheinbare Paradox erkären, dass die russische Armee in den Jahren 1905 und 1906 ständig sowohl selbst meuterte als auch der Niederschlagung von Aufständen diente, wie es John Bushnell beschrieb: Dieselben Soldaten wechselten in rascher Folge ihr Verhalten und durchliefen innerhalb von zehn Monaten zweimal den kompletten Zyklus von Rebellion und neuer Loyalität. Truppen, die von Januar bis Oktober 1905 Aufstände niederschlugen, meuterten von Ende Oktober bis Anfang Dezember, und bereits ab Ende Dezember schossen sie wieder auf Zivilisten, um von Mai bis Juni 1906 erneut zu rebellieren und Ende Juli wieder gegen Aufständische vorzugehen.
Bushnell zeigte, dass das wechselnde Verhalten der Soldaten nichts mit ihrer Behandlung oder mit ihren politischen Anschauungen zu tun hatte. Ausschlaggebend war einzig, wen sie gerade für die Autorität hielten – nur die gab ihrem Selbstgefühl Halt. Glaubten sie, das alte Regime sei am Ende, dann revoltierten sie. Glaubten sie aber, dass es noch Befehlsgewalt habe, dann gingen sie gegen die Zivilisten vor.

Daran wird sichtbar, dass nicht so sehr der Zerfall der äußeren sozialen Strukturen Rebellion hervorruft, sondern dass es darum geht, ob eine Autorität vorhanden ist, der man sich unterwerfen kann. Scheint sie nicht mehr vorhanden zu sein, dann bricht das auf Anpassung gegründete Persönlichkeitsgefüge auseinander. Und so kommt es zum – in diesem Fall wiederholten – Umschwenken. Die immer vorhandende Bereitschaft zur Gewaltätigkeit richtet sich unmittelbar gegen das, was vorher noch für gut gehalten wurde.

[...] ein nicht auf Autonomie beruhendes Selbst revoltiert nicht, weil sich seine Natur grundlegend gewandelt hat. Es ändert sich nur die Richtung seiner Gewaltätigkeit. Revolutionen mögen an den Formen der Knechtschaft etwas ändern oder nicht – an der Knechtschaft selbst ändern sie nichts, solande die Autoritätshörigkeit nicht überwunden wird. Dann wird weiterhin das Böse als das Gute verteidigt, und es findet keine wirkliche Befreiung des Selbst statt. Erst sie würde zurückführen zu den wahren Bedürfnissen nach Liebe und aus dem Teufelskreis der Zerstörung hinausführen.

[...]
In diesem Dilemma des Gehorsams stecken noch heute all jene Deutschen, die 1945 mit dem Ende des Krieges und der Nazi-Herrschaft so leicht vom Faschismus zur Demokratie überliefen. Das wahre Selbst war nie wirklich beteiligt – weder damals noch heute, und darum hört das innere Unbehagen nie auf." (aus dem Buch "Der Wahnsinn der Normalität" von Arno Gruen)


Sojemand hat Folgendes geschrieben:

http://de.sott.net/article/1024-Der....-1-Die-Maske-der-Vernunft

Ich nehme an du kennst das bereits.


Ja daran konnte ich mich gut erinnern Smile

Sojemand hat Folgendes geschrieben:
Stell dir vor, es gibt einen Menschen, der eine rundum glückliche Kindheit verlebte, in einer wohlhabenden Familie aufwuchs und keinerlei Mangel kannte. Und doch ist dieser Mensch in seinem Inneren so wie es das Zitat beschreibt. Was kann man daraus schließen? Durch welchen Umstand wurde er so?
Die Frage stellt sich, ob er womöglich schon immer so war! Ob er so geboren wurde.


ja ich kann deinem Gedankengang natürlich folgen und würde es - unter der Bedingung, dass die Kindheit tatsächlich so war wie du sagst - unterschreiben. Nur leider habe ich auch schon herausgefunden (und das sind beiweitem keine Einzelfälle!!!), dass das was Fachleute als "glückliche Kindheit" beschreiben, alles andere als das war! Die Zweifel an solchen Aussagen sind m.M.n. mehr als nur berechtigt. Da spielen so viele Faktoren mit rein:

- Verdrängung von Leid aus der Kindheit der Fachleute kann diese schonmal blind machen für das erlittene Leid anderer Menschen. Die Forscher können auf dem Gebiet auch nur soweit sehen, wie ihre emotionale Blindheit das zulässt.

- Psychische Leiden werden teilweise arg vernachlässtigt und sie sind für Forscher noch schwerer zu bestimmen. Diese können sogar schlimmer wiegen, als körperliche Bestrafung. Es gibt gut dokumentierte Fälle, da wären Personen durchs Raster gefallen und man hätte ihnen keine schlimme Kindheit zugeschrieben - obwohl sie sie aber doch hatten.

- Kindheit ist mir erstmal auch ein zu schwammiger Begriff. Bei der Kindheit rechne ich die komplette vorgeburtliche Phase, Geburtsumstände usw mit ein. Ich berücksichtige also mehr als nur das, was herkömmliche Fachleute unter "glücklicher Kindheit" verstehen. Dies ist m.M.n. sogar ein sehr großer Kritikpunkt. Soviel Leid, Gewaltausübung und Co bleibt verdeckt! Was ist wenn das Baby kontrolliert schreiben gelassen, also geferbert wurde? Was ist mit extrem traumatischen Geburten (sind ja die "normalen KH-Geburten inkl Isolation auf Säuglingsstation, Spritzen und Co schon grausam für Babys!)? Oder was ist mit extrem schmerzhaften Eingriffen, Isolation usw im KH - nein ich nenne es eher bösartige Quälerei von vorallem Frühchen (siehe Marina Marcovich) aber auch Babys? Was ist mit vorgeburtlich traumatischen Erlebnissen (Abtreibungsversuche vonseiten der Mutter, Gewaltanwendung, Hass auf das Kind usw usf..)? Mit dem elektronischen Ohr hat Alfred Tomatis beispielsweise unglaubliche Ergebnisse erzielen können - dh. Menschen konnten sich an Traumen aus dem Mutterleib erinnern und diese verarbeiten - ja sie durchlebten im Grunde sogar nochmal die ganze Schwangerschaft und Geburt von Neuem.

Das ist ein vielschichtiges Thema und ich kann es nur unvollständig und oberflächlich anschneiden - es gäbe aber sehr viel dazu zu sagen - nur das würde echt den Rahmen sprengen.

Jedenfalls gibt es für mich genügend triftige Gründe, um an der Theorie, Psychophatie sei angeboren, zu zweifeln. Ich schließe diese Möglichkeit aber auch nicht komplett aus, das möchte ich schon klarstellen. Nur erscheint es mir momentan einfach um ein ganzes Stück unwahrscheinlicher und das nicht, weil ich nicht wahrhaben möchte es gäbe von Natur aus böse Menschen - der Gedanke würde mich nicht sonderlich erschrecken. Habe das ja eh schonmal eine ganze zeitlang angenommen.

Ich finde es ehrlichgesagt nicht objektiv das einfach so als unumstößliche Tatsache hinzustellen. Den Eindruck erweckt Sott.net bei mir, wenn ich sehe bzw. lese was dort so steht zum Thema.

Sojemand hat Folgendes geschrieben:
Der Link, aus welchem das Zitat stammt, stützt sich auf mehrere Quellen und bringt einige Beipiele, die zeigen, dass in solchen Menschen etwas gänzlich anderes abläuft als das, was Traumata in Gehirnen anrichten können. Sie zeigen etwas anderes, nämlich, dass es einen Menschentypus gibt, deren innere Struktur derart von der Norm abweicht (und dies in den immer wieder gleichen Punkten tut), dass man nicht umhin kommt festzustellen, eine andere Spezies vor sich zu haben, die nur äußerlich wie ein Mensch erscheint.


Dieser Punkt für sich genommen ist aber kein Beweis für eine genetische Ursache, oder wie siehst du das? Solche Gemeinsamkeiten lassen sich doch auch bei nicht genetisch auftretenden Schäden finden.

Sojemand hat Folgendes geschrieben:
Kein Heilmittel, keine Therapie, keine noch so starke Mutterliebe kann daran etwas ändern.


An dieser Stelle wollte ich bloß noch anmerken, dass ich gar nichtmal davon ausgegangen bin, dass sich alle Schäden, die ein Mensch erlitten hat, heilen lassen oder dass das bei jedem funktioniert. Ich vermute durchaus, dass einige Schäden irreparabel sind, deshalb ist es auch wichtig zukünftiges Leid zu verhindern bzw. die ewige Gewaltspirale auf allen Ebenen zu durchbrechen.

Viele Grüße und gute Nacht erstmal,
Mosaik
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"Wie steht es also mit Terroranschlägen, Genoziden wie in Ruanda, in Jugoslawien und an so vielen anderen Orten jetzt in der Welt? Können wir uns vorstellen, dass Menschen sich in die Luft sprengen wollen, die in der Kindheit geliebt, beschützt und respektiert wurden? Ich kann mich nicht damit abfinden, dass man diese Menschen, die tatsächlich zu grausamen Taten fähig sind, als Ausgeburten eines abstrakten Bösen darstellt und sich weigert, die Wurzeln ihres Zerstörungszwangs in ihrer Geschichte zu suchen. Diese lassen sich nämlich ohne weiteres entdecken, wenn wir uns nicht nur über die Verbrechen des Erwachsenen, sondern auch über die in seiner Kindheit erlittene Folter entsetzen. Da gehen alle Rätsel auf. Dann stellen wir fest, dass es keinen einzigen Serien- oder Massenmörder gibt, der nicht als Kind Opfer von zahlreichen Demütigungen und seelischen Morden war." (Alice Miller) http://www.alice-miller.com/artikel....=de&nid=23&grp=11
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Mosaik
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BeitragVerfasst am: 02.11.2012, 02:54    Titel: Antworten mit Zitat

ach weil es zum thema des threads an sich noch passt, möchte ich hier mal einen text einstellen, den ich schon an anderer stelle mal gepostet hab:

Zitat:
Wie oft habe ich mich schon gefragt, warum sich die breite Masse dermaßen belügen und betrügen lässt, ohne endlich einmal aufzuwachen. Ich habe auch nie verstanden, warum Revolutionen und Aufstände stets nur dazu geführt haben, dass ein ausbeuterisches System ein anderes ersetzt hat, und wieso so viele Menschen ignorant bleiben, auch wenn sie in irgendeiner Art und Weise mit der Wahrheit in Berührung kommen.

Die Antworten darauf haben meinem Leben eine neue Richtung gegeben – tatsächlich habe ich erst durch diese Wahrheiten richtig angefangen zu leben. Und ja, mittlerweile muss ich sagen, dass ich es zwar begrüßenswert finde, wenn über unsere korrupte Welt auf alternativen Nachrichtenseiten, Blogs u.ä. aufgeklärt wird, aber es dennoch nur Symptome von kranken Menschen darstellen – die Ursachen bleiben jedoch bestehen, ohne das sie auf breiter Basis benannt werden. Das führt leider dazu, dass sich nie etwas Nennenswertes verändern kann.

Tatsächlich haben die allermeisten Menschen durch die herkömmliche Erziehung und den allgemeinen Umgang mit Kindern von kleinauf gelernt, ihr eigenes Inneres, ihr Selbst, zu verraten, um sich den Autoritäten unterzuordnen und deren Vorstellungen gerecht zu werden. Ebenso haben sie gelernt, die widersprüchliche Realität dieser Autoritäten auszublenden – damit sie die auf Lügen aufgebauten Beziehungen nicht durchschauen und so auch nicht mit ihrem eigenen verletzten und zerstörten Inneren in Kontakt treten müssen.

Menschen die sich auf diese Weise selbst fremd geworden sind, werden ihr ganzes Leben lang vergeblich nach dem verlorenen, abgespaltenen Teil in der äußeren Realität suchen. Die banalste Art diese “undefinierbare Erfüllung†zu finden, besteht darin, sich auf sein Aussehen, seinen Status, Sex oder beispielsweise Konsumartikel zu fixieren, oder auch durch einen wie immer gearteten Glauben, der durch Unterordnung oder braves Befolgen von “Regeln†zur Erlösung führen soll.
Ebenso projizieren die Menschen die ureigenen Schmerzen, die diese frühe verdrängte Unterwerfung mit sich gebracht hat, ins Äußere. Sie versuchen beispielsweise unbewusst sich selbst zu zerstören, in dem sie immer wieder destruktive Beziehungen zu Mitmenschen eingehen, sich selbst zu verletzen (durch Borderline, Magersucht), körperlich krank zu werden uvam. Die andere Möglichkeit ist das “Schwacheâ€, was man in sich selbst abtöten bzw. abspalten musste, in den anderen Lebewesen zu hassen, zu unterdrücken und/oder zu bekämpfen.

Um nun wieder zu meinen Fragen vom Anfang zurückzukommen: Die meisten Menschen können nicht sehen, wie sie beherrscht, verraten und verkauft werden, weil sie schon von kleinauf nichts anderes kennengelernt haben. Sie haben verinnerlicht, dass die Autoritäten “richtig†und “gut†sind, nur “ihr Bestes†wollen und haben die Widersprüchlichkeit zwischen ihren Lippenbekenntnissen und ihrem Handeln verdrängt. In den allermeisten Fällen können die Menschen nicht wirklich für sich selbst Verantwortung übernehmen und freie Entscheidungen treffen – denn stets haben das irgendwelche Autoritäten (Regierung, Gott, Polizei, Gerichte, Schulen, Eltern) für sie übernommen, sie mussten ihnen ja nur brav folgen.

Eine wahre Revolution, hin zur Freiheit, wird es erst geben, wenn die Menschen sich mehrheitlich aus ihrer inneren Sklaverei befreien dh. Verantwortung für ihr Selbst übernehmen können. Ja – wenn sie überhaupt erst wieder in die Lage kommen, Kontakt zu ihrem eigenen Inneren herzustellen. Geschieht das nicht, wird jede Revolution nur dazu führen, dass “äußere Feinde†bekämpft werden und sich anschließend die Menschen der nächstbesten verführerischten Autorität vor die Füße werfen, um sich von dieser erneut beherrschen zu lassen.

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"Wie steht es also mit Terroranschlägen, Genoziden wie in Ruanda, in Jugoslawien und an so vielen anderen Orten jetzt in der Welt? Können wir uns vorstellen, dass Menschen sich in die Luft sprengen wollen, die in der Kindheit geliebt, beschützt und respektiert wurden? Ich kann mich nicht damit abfinden, dass man diese Menschen, die tatsächlich zu grausamen Taten fähig sind, als Ausgeburten eines abstrakten Bösen darstellt und sich weigert, die Wurzeln ihres Zerstörungszwangs in ihrer Geschichte zu suchen. Diese lassen sich nämlich ohne weiteres entdecken, wenn wir uns nicht nur über die Verbrechen des Erwachsenen, sondern auch über die in seiner Kindheit erlittene Folter entsetzen. Da gehen alle Rätsel auf. Dann stellen wir fest, dass es keinen einzigen Serien- oder Massenmörder gibt, der nicht als Kind Opfer von zahlreichen Demütigungen und seelischen Morden war." (Alice Miller) http://www.alice-miller.com/artikel....=de&nid=23&grp=11
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